Die Anfänge des Qigong liegen tausende von Jahren zurück und wurzeln im Schamanismus. Menschen nehmen sich die Natur zum Vorbild und imitieren Wasser und Wind, Bären und Tiger, um sich deren Kraft und Geschmeidigkeit anzueignen.
In China ist Qigong ursprünglich bekannt als Daoyin Yangsheng, d.h. „Dehnen und Leiten zur Lebenspflege“. Erst in den 1950er Jahren kam der moderne Begriff „Qi Gong“ auf, wörtlich übersetzt „Energiearbeit“. Gemeint ist das disziplinierte und zugleich natürliche Üben mit unserer Lebenskraft. Heute verstehen wir unter Qigong eine ganzheitliche Methode zur Gesunderhaltung und Lebenspflege sowie einen Übungsweg zur persönlichen und spirituellen Entwicklung. Es ist ein Weg zu mehr Lebendigkeit, der auf den philosophischen Prinzipien des Daosimus (Dao, Wuwei, Yin-Yang, Ziran) sowie auf dem Erfahrungsschatz der Chinesischen Medizin beruht. So ist Qigong, neben Akupunktur oder Kräuterlehre, auch eine der fünf Säulen der TCM.
Qigong zeichnet sich durch sanfte, fließende Bewegungen aus, die spielerisch und ohne Anstrengung ausgeführt werden. Körper, Atem und Geist werden auf natürliche Weise reguliert und harmonisiert. Durch beständiges Üben lösen wir Blockaden in Körper, Geist und Seele auf und erlangen zunehmend die Kontrolle über den Fluss des Qi. Der ständige Ausgleich aller Polaritäten (oben-unten, vorne-hinten, leicht-schwer, fokussiert-diffus) stärkt unsere innere Kraft, fördert unsere Selbstheilungskräfte und ruft ganz allgemein Heiterkeit und Wohlbefinden hervor.
Wolkenhände – Qigong am Bodensee veranstaltet Kurse und Seminare in allen möglichen Zeitformaten, von einer Bewegten Pause à 20 Minuten bis hin zu einer Ferienwoche. Ich gebe Qigong in Präsenz und online, in Räumen und in freier Natur, gratis und gegen Bezahlung, an der Volkshochschule, in Unternehmen, Behörden, Hochschulen und medizinischen Einrichtungen, für Chöre, Sportvereine und private Organisationen, im Einzelunterricht oder einfach in der Familie und im Freundeskreis.
Worum geht es beim Qigong? Darum, das Qi zu spüren. Voraussetzung sind Raum und Zeit, hilfreich sind Neugier, Geduld und Disziplin. Die von mir gelehrten Qigong-Übungen dienen vorrangig der Prävention. Da ich über keine Ausbildung in Chinesischer Medizin verfüge, biete ich keine gezielten Therapien für bestimmte gesundheitliche Indikationen an. Ich gehe davon aus, dass meine Schüler und Schülerinnen aktiv und ganzheitlich für die eigene Fitness vorsorgen möchten. Meine Anleitung ist dabei Hilfe zur Selbsthilfe. Ich verstehe Qigong nicht als Medizin, die wir im Krankheitsfall verabreicht bekommen, sondern als Genussmittel, auf das wir uns täglich freuen. Der gewünschte Nebeneffekt ist, dass wir uns im Alltag frischer und ausgeglichener fühlen.
Qigong ist nicht in erster Linie das Erlernen und Beherrschen dieser oder jener Bewegung oder Form. Es ist kein Ballett. Qigong ist das stetige Bemühen, im Rahmen der eigenen Möglichkeiten besser zu werden. In diesem Verständnis sind und bleiben wir beim Qigong stets Anfänger.
Wenn Du es tust, kannst Du es. Wenn nicht, dann nicht.
Qigong eignet sich hervorragend zur Stressbewältigung. Dauerhafte physische und psychische Anspannung verhärtet die Muskulatur, die Gefäße und das Bindegewebe. Unter der Körperschale kann das Qi nicht mehr fließen, was in China wai qiang nei gan, „außen starr und innen verfault“, genannt wird. Eine Folge davon sind unsere bekannten Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Migräne, Rückenschmerzen oder Verdauungsbeschwerden.
Die äußeren Stressfaktoren lassen sich häufig schwer oder gar nicht verändern, wohl aber unsere innere Reaktion darauf. Mit Qigong trainieren wir unsere psycho-physische Selbststeuerung, insbesondere die vom Menschen nicht willentlich beeinflussbaren Faktoren wie Atmung, Herzschlag, Lymphfluss und vegetatives Nervensystem.
Qigong als bloßes „Entspannungsverfahren“ zu verstehen, bei dem man sich langsam bewegt, weil es schnell nicht mehr geht, wäre grundfalsch. Qigong ist keine „lahmarschige Gymnastik“. Gemäß den Prinzipien von Yin und Yang geht es beim Qigong um Anspannung und Entspannung im Wechsel, um die Kultivierung von Ruhe ebenso wie die Steigerung von Kraft und Ausdauer, um Loslassen und zugleich mit beiden Beinen fest im Leben Stehen. So wie Wasser weich ist und doch mit der Zeit den Stein auszuhöhlen vermag, so erweisen sich auch die langsamen Bewegungen des Qigong als hilfreich, um das Harte zu besiegen.
Beim Qigong geht es nicht um Selbstfürsorge im Sinne von „Mach was Dir gut tut“ oder „Finde heraus wer Du wirklich bist“. Qigong ist kein Wellnessprogramm.
Qigong ist die Kunst des Nichtdenkens und der Selbstvergessenheit. Wie bei anderen Zerstreuungen – Malen, Musizieren, Spazieren oder Schwimmen – handelt es sich bei Qigong um ein zweckfreies Spiel, bei dem nichts Zählbares herauskommen muss. Mit dem Vorteil, dass wir beim Qigong stets bei uns haben, was wir brauchen: uns selbst.
Zugleich ist es beim Qigong die Herausforderung, Absichtslosigkeit und Nicht-tun (Wuwei) zu praktizieren und die Langsamkeit und die sich einstellende „Langeweile“ nicht nur auszuhalten, sondern zu genießen. Ich tue das beim Üben bewährter Qigong-Formen wie etwa Ba Duan Jin (Acht Brokate) oder Shibashi – 18 harmonische Bewegungen. Zudem befasse ich mich immer wieder mit den grundlegenden Prinzipien wie Verwurzelung, Aufrichtung und Zentrierung bei unspektakulär erscheinenden Übungen wie der Schüttelübung, dem Arme pendeln oder dem Seidenfadenwickeln (Cansigong), um die innere Kraft zu erspüren und in den Alltag zu integrieren.
Beim Qigong lassen sich Übungen für Anfänger nicht ohne Weiteres von solchen für Fortgeschrittene unterscheiden. Immer wieder fangen wir von Neuem an zu üben. Jede Qigong-Übung lässt sich auf unterschiedliche Weise erleben. Ziel ist es, eine Übung immer wieder zu wiederholen und so zu vertiefen.
Zwei Arten von Qigong bauen aufeinander auf:
Da Stilles Qigong (z.B. Stehende Säule) zwar grundlegend ist, aber zu Beginn die Geduld des Übenden leicht überfordert, ist es sinnvoll, mit Qigong in Bewegung (z.B. Acht Brokate) zu beginnen. Mit zunehmender Erfahrung schätzt man die stillen, scheinbar „einfachen“ Übungen immer mehr.
Für diese Erfahrung von Leichtigkeit stehen symbolisch die Wolkenhände.